Auszeit – Time Out – Output / Teil 2

Warum ist es für Leader oder Senior-Manager wichtig, sich Auszeiten zu gönnen, ja diese sogar in Ihrer Jahresplanung zu berücksichtigen?

Warum sollten die Erwartungen an eine solche Auszeit nicht zu hoch gesetzt oder sogar auf ein „Mal schauen, was dabei herauskommt“ reduziert werden?

Als Führer eines Unternehmens, als Senior Manager, Richtungsgeber, bewegen wir uns im Alltag meist im Rahmen von geplanten Aktionen, optimal an übergeordneten Zielen orientiert. Konkret im WAS? BIS WANN? und zu oft auch im WIE?

Meist wichtig und richtig, solange wir dies in unserer besonderen Verantwortlichkeit tun. Und doch verbirgt sich hier eine große Gefahr. Diese Gefahr wird umso größer, je mehr Erfolg wir haben, je besser die Räder laufen, mein Rad läuft, zu einem Hamsterrad wird.

Dieses Hamsterrad, dieses „Wir tun das, was wir schon immer getan haben, weil es erwiesenermaßen zum Erfolg führt“, läutet oft das Ende erfolgreicher Unternehmen ein, weil wichtige und rechtzeitige Veränderungen unterbleiben.

Auszeiten sollten diesen Zyklus der Gewohnheiten unterbrechen. Meiner Erfahrung nach auch die Gewohnheit des „Was will ich erreichen?“ stören. Sie sollen öffnen, dürfen stören, ja verstören, vielleicht sogar Chaos erzeugen.

WARUM?

Der erfolgreiche Leader ist oft ein Chaot. Meist unkonventionell. Manchmal sprunghaft, ideenreich, kreativ, ohne zu wissen, wie er das, was er möchte realisieren soll.

Er weiß nicht was richtig ist, sondern spürt es und folgt seiner Eingebung, seiner Intuition, seinem Bauchgefühl. Daraus, z.B. aus seinem Gefühl, dass dort hinter den Bergen etwas verborgen sein muss, das zu finden für alle lohnenswert ist, holt er seine Begeisterungsfähigkeit, sein Charisma und weckt die Energien seiner „Umgebenden“ (und nicht Untergebenen), seiner Wegbegleiter.

Patricia Pitcher, Unternehmensberaterin und Professorin für Handel und Wirtschaft in Montreal vergleicht den Leader mit einem Künstler und gibt ihm in Ihrem Buch „Das Führungsdrama“ genau diese Rolle. Folgen wir diesem Beispiel, so wird sicher jedem klar, was mit einem Künstler geschieht, der zu sehr in geregelten Abläufen funktioniert oder gar funktionieren muss.

Da wird schnell aus dem Maler ein Anstreicher, aus dem Bildhauer ein Steinmetz, wobei ich damit die beiden Berufe nicht herabwürdigen will. Diese würden im Ergebnis einfach nicht der Verantwortlichkeit des Leaders entsprechen.

Eines der bekanntesten Gemälde von Salvador Dalí hat mehrere Namen. „La persistencia de la memoria“ oder „Die Beständigkeit der Erinnerung“ der eigentliche. „Die zerrinnende Zeit“ oder „Die weichen Uhren“ die Namen, die wahrscheinlich den meisten von uns dieses Bild vor Augen führen. Wer glaubt denn schon, dass Dalí dieses Bild geplant hat, dass er sich Zeit und Ziel gesetzt hat, um genau das zu malen, was wir heute sehen?

Nein! Ich bin davon überzeugt, dass er sich irgendwann Ende der 20ger, Anfang der 30ger Jahre des 20sten Jahrhunderts die Zeit genommen hat es zu tun, sich vom Zeitgeist hat inspirieren lassen und dann über seinen OUTPUT selbst erstaunt war.

Und dieses Erstaunen, die Möglichkeit, sich selbst über sich selbst in Erstaunen zu versetzen, ist auch der Grund für die Herausforderung an dich.

Ich fordere dich lieber Leser oder Zuhörer dazu auf, mindestens einmal im Jahr Zeit einzuplanen, in denen du Dinge tust, die deine Routine stören. Wo das einzige konkrete Ziel der Ort sein sollte, an dem du zu dir kommen willst. An dem du deine Gewohnheiten hinter dir lässt.

Eine Zeit, in der du dir jedoch die Möglichkeit geben solltest, ein- oder zweimal am Tag händisch die Gedanken zu notieren, die sich dir eröffnen. Getreu der Devise von Max Frisch: „Notieren heißt, die eigene Seele lesen“.

Ich nehme mir eine solche Auszeit seit 2004 mindestens einmal jährlich und lasse dich mit meiner nächsten und den folgenden Veröffentlichungen gern am Resultat meiner letzten Auszeit teilhaben.

Ich gehe endlich mit einem Thema an die Öffentlichkeit, das mich seit einem Aufenthalt in der Benediktinerabtei Maria-Laach im Jahr 2009 begleitet und mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Das Thema: „Führen im Vater unser“.

Diesen Blog anhören?